Geheimnis um Gedenkstein ist gelüftet

Man muss schon genau hinschauen, um ihn zu sehen – der Gedenkstein an der Geislarstraße befindet sich am Ortseingang von der Burg Lede kommend auf der rechten Seite direkt an einem Baum und ist so klein und unscheinbar, dass man ihn auch schnell übersieht.

Der Heimatforscher Carl J. Bachem hat die Inschrift auf dem geheimnisvollen Stein in Beuel entziffert. Der Block erinnert an zwei Jungs, die 1820 auf tragische Weise ertrunken sind.

In einem diesbezüglichen Bericht des General-Anzeigers-Bonn heißt es wörtlich:

“Das Geheimnis um einen Gedenkstein mit kaum zu entziffernder Gravur am Wegesrand in Vilich hat Carl J. Bachem, Vorsitzender des Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-Rechtsrheinisch, gelüftet. Der Stein ist zwei Jungen gewidmet, die auf tragische Weise mitten im Winter ertranken. Bei der Burg Lede waren sie am 1. Januar 1820 durch eisbedecktes Wasser gebrochen.

Zwischen Vilich und Geislar steht kurz vor den ersten Häusern unter einer Platane der hüfthohe, massive Steinblock. Er ist wie ein Kreuz geformt. Ein Schriftzug scheint eingraviert zu sein, doch davon ist praktisch nichts mehr zu erkennen, wie Bachem vom Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-Rechtsrheinisch mit Sitz im Bürgermeister-Stroof-Haus in Vilich zu erzählen weiß. Er hat sich den Stein genauer angesehen.

Der Stein wurde vor ziemlich genau 200 Jahren gesetzt. Es handelt sich dabei nicht um ein Wegekreuz, sondern um einen Gedenkstein für die beiden Jungen. Der Stein lag zwischenzeitlich, vermutlich nach einem Fuhrwerksunfall, wodurch dieser von einem breiten Standfuß abgebrochen war, jahrzehntelang im Straßengraben. Oder gar im Gerolle der erst später angelegten, seitdem auf dem heutigen Damm geführten Verbindungsstraße zwischen Geislar und Vilich.

Jungen sind „todtlich ersuppt“

Um 1955 richtete den Stein der damalige Vorstand des Geislarer Bürgervereins, Helmut John und Jakob Maagh, zusammen mit dem Geislarer Stadtrat Karl, am heutigen Platz auf einem Betonsockel wieder auf. Bei dieser Gelegenheit notierte Bachem die wenigen, nur bruchstückhaften Buchstaben und entzifferte sie größtenteils. Dabei identifizierte er den Namen Peter Engel und die Worte „hier todtlich ersuppt“.

Nach weiteren Recherchen gelang es ihm, den Hergang nachzuvollziehen. So hatte der damalige Kreisarzt Dr. Anton Velten dokumentiert, dass sich die beiden Geislarer Jungen Peter Engel (15) und Christian Hünscheid (18) mit ihren Schlitten auf das noch dünne Eis gewagt hatten, das sich in den tiefen Mulden der ehemaligen Siegschleife zwischen Burg Lede und dem Ortsrand von Geislar gebildet hatte. Die heutigen Dämme der Straße und des Vilicher Baches gab es damals noch nicht.

Gedenkstein soll nun neu aufgestellt werden

Als die beiden mit ihren kleinen Schlitten zusammenstießen, sei die Decke eingebrochen, so dass beide „ersuppt“, also ertrunken seien. Erst vier Stunden später hätten sie tot geborgen werden können. Das Geschehen habe sich mittags gegen 13 Uhr zugetragen.

Der Denkmalverein hat nun angeregt, diesen Gedenkstein auf eine der beiden Rasenfläche beim Brückenübergang über den Vilicher Bach neu aufzustellen und durch eine Informationsplatte zu ergänzen.”

 

In dem mittlerweile fertig gestellten Buch “Die Chronik des Ortes Geislar” (152 Seiten) des Bürgervereins Geislar, dessen offizielle Vorstellung wegen COVID 19 verschoben werden musste, ist diesem Gedenkkreuz ebenfalls eine Seite gewidmet.

Einen neuen Termin für die Vorstellung des Buches hoffen wir in Kürze bekannt geben zu können.

Bild: Standort des Gedenkkreuzes an der Geislarstraße

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